Tips&Tricks

Die Amigas sind im Gegensatz zu den für alle Peripheriegeräte auf Steckkarten angewiesenen PCs schon in der Grundausstattung vollwertige Computer, die alles auf der Mutterplatine vereinen. Die enge Verknüpfung aller Systemkomponenten würde eine andere Realisierung gar nicht zulassen. Das Zorro-Bus genannte Steckkartensystem dient hauptsächlich der Speicheraufrüstung, dem Anschluß von SCSI-Festplatten und der Verbindung mit dem ISA-Bus über PC-Emulationskarten.

Bei vielen Defekten kann man durch Kenntnis der Aufgabenverteilung auf die einzelnen Teile des Amiga-Chipsets den fehlerhaften Baustein leicht herausfinden:

Prozessor: Motorola 680xx-Serie. Geht sehr selten kaputt, meistens durch statische Entladungen in den Prozessorbus oder Ein-/Ausstecken von Erweiterungskarten im Betrieb. Der Rechner erzeugt nach dem Einschalten einen schwarzen Bildschirm und das wars.
Agnus: - Takterzeugung
- Bildsynchronisation
- Ansteuerung des Graphikspeichers (ChipMem)
- Blitter
- DMA
Eine defekte Agnus kann sich auf die verschiedensten Arten bemerkbar machen. Die häufigsten sind:
- grüner Bildschirm beim Einschalten
- schwarzer Bildschirm beim Einschalten
- Graphikfehler, flackernde Pixel
Gary: - Motorsteuerung der Floppies
- Reset
- Ersetzt viele Logikfunktionen, die beim A1000 diskret aufgebaut waren
Gary geht selten kaputt, führt aber zu den undurchschaubarsten Fehlern.
Denise: - Palettengenerierung
- Maus- und Joystikbewegungen (Tasten gehen über die CIAS)
Videohybrid: - Video-D/A-Wandler
- Composite-Video-Signal
Paula: - Sounderzeugung
- Floppydaten
- Datenleitungen serielle Schnittstelle
CIAs: - Kopfsteuerung der Floppies
- Centronicsschnittstelle
- Handshakeleitungen der seriellen Schnittstelle
- Filtersteuerung / Power-LED
- Timer (u.a. für Systemuhr)
- Tastaturschnittstelle
- Maustasten / Feuertasten am Joystick
Buster: Dieser Baustein wird nur in Amigas mit Zorro-Steckplätzen eingesetzt:
- Zorrobus-Steuerung
- Autoconfig-Steuerung
Alice: Ersetzt im A1200/A4O0O/CD32 die alte Agnus. Gleiche Aufgaben
Lisa: Ersetzt im A1200/A4O0O/CD32 die alte Denise. Gleiche Aufgaben

Bauteileliste:
8361: Agnus, 512KB ChipMem, NTSC, US-A1000, US-A2000A
8367: Agnus, 512KB ChipMem, PAL, A1000, A2000A
8370: Agnus, 512KB ChipMem, NTSC, US-A2000, US-A500
8371: Agnus, 512KB ChipMem, PAL, A2000, A500
8372A: 318069-02: Agnus, lMB ChipMem, PAL/NTSC, A2000, A500
8372B: 318069-03: Agnus, 2MB ChipMem, PAL/NTSC, A3000
8372AB: Wie 8372B, in ganz alten 3000ern
8375: Verschiedene Versionen. Unterscheidung durch Bauteilenummer:
390544-01: Agnus, 2MB ChipMem, PAL, A500+, A600
390544-02: Agnus, 2MB ChipMem, NTSC, A500+, A600
318069-03: Agnus, 2MB Chipmem, identisch mit 8372B
318069-16: Agnus, lMB ChipMem, PAL, Ersetzt 8372A
318069-18: Agnus, 2MB ChipMem, PAL, Ersetzt 8372B
8362: Denise
8373: ECS-Denise
8364: Paula
5719: Gary
8520: CIA, Schnittstellenbaustein

Allgemeine Fehler:

Symptom: Rechner fährt nicht hoch, farbiger Bildschirm oder blinkende Caps-Lock-LED
Ursache: Selbsttest des Systems schlägt fehl

Kann viele Ursachen haben. Die Bildschirmfarbe bzw die Blinkhäufgkeit von Caps Lock geben Aufschluß über den Defekt.

Die folgenden Farben werden bei jedem Reset durchlaufen und zeigen den aktuellen Stand des Selbsttests an:

Dunkelgrau:
Hardware ok. Prozessor läuft, Register vorhanden
Hellgrau:
Software (ROM) läuft
Weiß:
Test abgeschlossen, alles ok

Alle weiteren Farben zeigen einen Defekt an:

Rot:
ROM defekt
Grün:
RAM defekt (kein Chipmem) - oft auch Agnus
Blau:
Paula, Denise oder Agnus defekt
Gelb:
Hätte eigentlich In Guru werden sollen...
Guruhandler aber noch nicht installiert.

Das Blinken der Caps Lock LED zeigt immer einen Fehler der Tastatur an:

1 mal: ROM der Tastatur defekt
2 mal: RAM der Tastatur defekt
3 mal: Fehler beim Clock-Signal
4 mal: Kurzschluß in der Matrix

Jeder Reset läuft folgendermaßen ab:
- Chips initialisieren (Bildschirm blau wenn Fehler)
- DMA und Interrupts abschalten
- Bildschirm löschen
- Hardware testen. Läuft der 68000?
- Bildschirmfarbe = dunkelgrau
- Prüfsumme aller ROMs (rot, wenn ROM-Fehler)
- Bildschirmfarbe ändern (A1000 - 'Insert Kickstart«)
- Systemstart
- RAM ab $COOOO testen, SYSBASE dorthin legen
- CHIP RAM testen
- Bildschirmfarbe ändern (grün, wenn RAM-Fehler)
- Bildschirmfarbe = hellgrau
- Libraries einbinden
- zusätzlichen Speicher prüfen und einbinden
- DMA und Interrupts einschalten
- Default-Task starten
- Prozessortyp feststellen
- Exception prüfen (Bildschirm gelb, wenn eine auftritt und noch kein Guru-Handler installiert ist)
- Systemreset (Bildschirmfarbe = weiß)
Abhilfe: In der Praxis kann man aus den Bildschirmfarben nicht ganz so viel ablesen, wie die obige Liste suggerieren könnte:

Rot
Kommt eigentlich nur dann vor, wenn an einem 2.0-Rom das Kabel zwischen Pin 1 und 31 angelötet ist, obwohl das bei der verwendeten Boardrevision nicht nötig ist (oder umgekehrt, wenn das Kabel fehlt, obwohl es nötig wäre). Ein kaputtes ROM führt normalerweise dazu, daß der Rechner keine Reaktion mehr zeigt (schwarzer Bildschirm).

Grün
Das Chip-RAM wird nicht gefunden, was aber nicht heißt, daß tatsächlich ein RAM-Chip defekt ist. Meistens hat entweder Agnus Kontanktprobleme mit ihrem Sockel oder ist kaputt. Manchmal ist es auch ein Bustreiber.

Blau
Das ist mir echt noch nie(!) passiert. Eine defekte Denise merkt das OS gar nicht (Amiga läuft auch ganz ohne Denise), Gary und Paula führen zu den ulkigsten Effekten. Ein blauer Bildschirm gehört aber nicht dazu.

Gelb
Kommt auch eher selten vor. Meistens in Verbindung mit irgendeiner Erweiterungskarte.

Das Blinken der Caps-Lock-LED weist beim A500 öfters auf ein marodes Netzteil hin. Die Tastatur merkt das komischerweise immer als erstes. Ansonsten ist die Tastatur defekt. Da sie im Grunde nur aus eiem Singlechip-Mikrocomputer besteht, ist eine Reparatur meist aussichtslos.

Symptom: Drucker geht nicht
Ursache: Spannungsspitze bei Ein- oder Ausschalten des Druckers. _F-Eingang der CIA 8520 (Even CIA, U7) defekt.
Seltener: PC-Ausgang der selben CIA defekt.
Abhilfe: Notreparatur: Beide CIAs vertauschen. Drucker geht dann wieder, Cross-DOS und harte Kopierprogramme dafür nicht mehr. Nach Austausch der defekten CIA sollte zwischen Rechner und Drucker ein Treiberbaustein eingesetzt werden (paßt in's Steckergebäuse des Kabels und kostet ca. 2 Mark) sonst ist irgendwann wieder eine CIA fällig (kostet immerhin ca. 30 Mark). Der Treiber muß nur STROBE und ACKNOWLEDGE puffern, andere Leitungen gehen für gewöhnlich nicht kaputt.

Symptom: Maustaste (meist die linke) geht nicht mehr
Ursache: Knackfrosch in der Maus kaputt
Abhilfe: Das defekte Teil ist ein kleines schüsselförmiges Blechplättchen, das mit Klebeband auf der Platine unter den Maustasten befestigt ist. Wenn Sie noch irgendwo einen alten, kaputten Atari-VCS, C64 oder Quickshot-I-Joystick rumliegen haben, können Sie versuchen einen Knackfrosch von dort in Ihre Maus zu verpflanzen. Andernfalls hilft nur eine neue Maus.

Symptom: Maustaste und/oder Joysick-Feuerknopf geht nicht mehr
Ursache: Even CIA (U7 beim A500) oder Paula defekt.
Abhilfe: Austauschen.

Symptom: Maus hoppelt
Ursache: Abtastrollen verdreckt
Abhilfe: Die Rollen können problemlos gereinigt werden (das "wie" steht im Handbuch). Allerdings gibt es Amigamäuse mit Metallrollen, die verrosten können - da hilft nur noch eine neue Maus.

Symptom: Mauszeiger läßt sich nicht mehr mit der Maus steuern (Tastatursteuerung geht noch) und die Richtungsabfrage beim Joystick geht nicht mehr (in beiden Ports, Feuertasten tun noch).
Abhilfe: Denise oder 74157 (U15 A500, U202 A200) ist defekt oder (bei A500) EMI401 (10hm, 0.25W) bzw. (bei A2000) Fl.

Symptom: "Battery backed up clock not found" / setclock geht nicht
Ursache: Meist wurde durch einen Absturz das Register 31 der Uhr so beschrieben, daß diese nicht mehr weiterläuft. Deswegen wird sie vom System nicht mehr gefunden.
Abhilfe: Setzen Sie das entsprechende Register zurück. Unter 1.3 geht teilweise "setclock opt reset", unter 2.0 hilft normalerweise "setclock save". Wenn alle Stricke reißen, kann auch von Amiga- oder GFA-Basic aus mit "POKE 14417983,0" (B-Board) bzw. "POKE 14155839,0" (A-Board) der Fehler behoben werden. Die Uhr ist anschließend neu zu stellen.

Symptom: Bei der Arbeit mit der Workbench lassen sich plötzlich keine Icons mehr an- oder abwählen. Nach dem nächsten Mausklick "klebt" der Mauspfeil und der Rechner steht.
Ursache: Timer defekt
Abhilfe: Der defekte Timer sitzt in einer der CIAs. Austauschen.