Bürocomputer

Die allerersten Mikrocomputer hatten noch eher den Charakter von Bastelprojekten für Hobbyelektroniker - entweder bekam man eine schlichte Platine ohne Tastatur und Netzteil, von einem Monitor ganz zu schweigen. Zu dieser Kategorie zählt beispielsweise der Apple 1. Oder man musste gar den ganzen Computer selbst zusammenlöten, wie beispielsweise beim Altair 8800.

Doch bereits die nächste Generation von Mikrocomputern wurde ziemlich komplett geliefert: Der Apple II konnte an einen Fernseher und einen Kassettenrekorder angeschlossen werden, es gab aber alternativ auch Diskettenlaufwerke und einen Monitor dafür. Bei TRS-80 Model 1 und Commodore PET war der Monitor serienmäßig dabei. Alle drei Computer zeigen die Unentschlossenheit der Hersteller. Ihnen war bei der Entwicklung noch nicht ganz klar gewesen, wer denn wohl die Zielgruppe sein würde.

Es zeichnete sich jedoch schnell ab, dass sowohl Privatpersonen die Kunden waren, aber auch kleinere Unternehmen, die damit erstmals Rechenarbeiten und Verwaltungstätigkeiten automatisieren konnten. Bereits bei der nächsten Generation teilte sich der Markt in Homecomputer auf der einen und Bürocomputer auf der anderen Seite. Letztere waren meist mit einem monochromen Bildschirm ausgestattet, konnten keine Grafik darstellen, maximal Piepstöne produzieren und steckten in einem robusten Gehäuse mit guter Tastatur.

Da die Bürocomputer anfangs alle mit fest eingebautem Basicinterpreter ausgestattet waren, konnte jeder mit etwas Einarbeitung einfache Programme selbst schreiben. Wesentlich wichtiger für die massenhafte Verbreitung waren aber die Standardanwendungen. Die Textverarbeitung war eine ziemlich naheliegende Idee, schließlich hatten die Computer ja bereits eine Schreibmaschinentastatur. Die populärste war viele Jahre lang Wordstar. Nun konnten Textbausteine gespeichert, bereits vorhandene Schreiben wiederverwertet und personalisierte Serienbriefe gedruckt werden.

Aus damaliger Sicht noch spektakulärer waren die ersten Tabellenkalkulationen. Die allererste war Visicalc für den Apple II. In vielen Anwendungsbereichen konnte nun ein Computer für wenige 1000 Dollar oder DM einen ganzen Park von Tabelliermaschinen ersetzen - und die Anwendung war außerdem einfacher, schneller und mit viel weniger Fachkenntnissen zu handhaben.

Weitere typische Programme waren Datenbanken wie DBase und Grafikprogramme zur Visualisierung von Zahlen in Form von Diagrammen.

Neben den Systemen, die den Basicinterpreter als Zugang zum Betriebssystem verwendeten (z.B. Commodore CBM) gab es auch welche, die ein Diskettenbetriebssystem verwendeten. Solche Computer mussten erst booten, bevor man sie benutzen konnte. Das populärste System um das Jahr 1980 herum war CP/M. Dutzende von Herstellern waren mit eigenen Bürocomputerfamilien auf dem Markt. Und egal ob diese CP/M verwendeten oder ein eigenes System - sie alle waren inkompatibel zueinander. Man konnte über die Systemgrenzen hinweg weder Daten noch Programme austauschen, nicht einmal die Disketten waren systemübergreifend lesbar.

Das änderte sich maßgeblich, als IBM mit dem 5150 Personal Computer im Jahr 1981 auf den Markt kam. Anfangs war der Spott groß - immerhin hatte IBM die ersten fünf Jahre der Bürocomputerentwicklung komplett verschlafen und dann war der IBM PC keineswegs ein revolutionäres Design. Technologisch war er eher Mittelmaß. Aber ein cleveres Marketing und der gute Ruf von IBM verhalten dem PC trotzdem zu einem fulminanten Erfolg.

Eine wichtige Entscheidung sollte IBM jedoch großes Kopfzerbrechen machen. Um den PC schnell auf den Markt bringen zu können, hatte IBM die Komponenten nicht selbst entwickelt, sondern Standardkomponenten zugekauft. Das konnten andere Hersteller natürlich auch und schon kurz nach dem IBM PC kamen die ersten dazu kompatiblen Computer auf den Markt. Der erste war Compaqs Portable. Viele Jahre lang versuchte IBM die Kompatiblen juristisch zu bekämpfen, scheiterte damit aber am Ende.

So wurde die Bezeichnung "Personal Computer", die zuvor auf vielen Bürocomputern aufgedruckt war, in kurzer Zeit zum Synonym für die IBM PCs und ihre Kompatiblen. Bis zum Ende der 80er Jahre war die Vielfalt unter den Bürocomputersystemen weitgehend verschwunden. Standard waren nun PC-Kompatible unter MS-DOS und später dann Windows. Nur Apple konnte sich mit dem Macintosh eine Nische bewahren.

Anfang der 90er Jahre fegten die PCs auch die beiden letzten verbliebenen Homecomputersysteme vom Markt. Commodore musste den Amiga einstellen und Atari gab die Produktion des ST auf. Beide Hersteller haben das Ende Ihrer Zugpferde nicht überlebt.