NeXT NeXTstation Color

Dieser Rechner hat in einem Homecomputermuseum absolut nichts verloren. Er ist hier sozusagen ehrenhalber aus persönlichen Gründen: Als ich mir während des Studiums gerade so meinen Amiga 3000 gebraucht gekauft hatte, leistete sich ein Studienkollege eine NeXTstation - damals für über 15000 Mark.

Ich war völlig hin und weg von dem Gerät - die grafische Oberfläche auf dem großen Monitor war zwar nur schwarzweiß, aber wirkte um Klassen edler als die grobpixeligen Icons und Fenster meines Amiga und der damals gängigen PCs. Die edle Erscheinung setzte sich beim Rest des Geräts fort: Jedes Detail wirkt wertig und robust, was sich auch im Gewicht vor allem des Monitors niederschlägt.

Den größten Eindruck hinterließ jedoch das Betriebssystem. Der Mach-Kernel und das darauf aufsetzende Unix ist perfekt hinter einer sehr gut durchdachten Oberfläche versteckt. Programme können in einem sogenannten "Dock" platziert werden, einer Symbolleiste, die permanent auf dem Bildschirm bleibt und sicherlich Pate stand für Microsofts "Office Shortcutleiste" und später das Startmenü von Windows 95. Der Dateimanager zeigt die Verzeichnishierarchie in nebeneinander liegenden Anzeigefeldern an, was sehr übersichtlich ist.

Erstmalig sah ich eine perfekte Umsetzung dessen, was Microsoft damals mit OLE (Object Linking and Embedding) nur teilweise gelang: Die Einbindung von Objekten, die mit einem Programm erstellt wurden in ein anderes, wobei die eingebetteten Elemente voll editierbar bleiben.

Ein weiteres Highlight waren die beiden mitgelieferten Programmiersprachen, C++ und Objective C. Dazu gab es einen Maskeneditor, mit dem die Oberfläche eines Programms mit allen Bedienelementen am Bildschirm gemalt werden konnte und der hinterher ein fertiges Programmgerüst erzeugte, das nur noch mit der gewünschten Funktionalität versehen werden musste. Heute ist das der normale Weg, Programme zu erstellen, damals war es revolutionär.

Auf jeden Fall nahm ich mir damals vor, irgendwann eine NeXTstation besitzen zu wollen. Es hat zehn Jahre gedauert. Jetzt hab' ich eine und deswegen wird sie hier auch gezeigt. Basta! :-)