Workstations
In den 80er Jahren habe ich einmal folgende Definition einer Workstation gelesen: Eine Million Maschinenbefehle pro Sekunde, eine Million Byte Arbeitsspeicher und eine Million Pixel auf dem Bildschirm. Was heute ziemlich lächerlich klingt, war damals der Inbegriff eines Hochleistungscomputers - vor allem wenn er kompakt genug war, um ihn auf (oder unter) einen Schreibtisch zu stellen.
Workstations waren Arbeitsplatzcomputer für grafische Anwendungen. Dazu zählten vor allem Desktop Publishing (d.h. der Entwurf von Druckerzeugnissen bis hin zur Druckvorstufe) und CAD (Computer Aided Design, technisches Zeichnen). Später kam noch der Entwurf dreidimensionaler Szenerien hinzu, die dann im Raytracing-Verfahren als Standbild berechnet wurden. Die Anwendungen waren im Bereich der Computerkunst, der Werbung und später auch für computeranimierte Filme.
Zu einer Workstation gehörte normalerweise ein Monitor mit 17 - 21 Zoll Diagonale, was angesichts der 14 - 15 Zoll messenden Gucklöcher an normalen PCs geradezu gigantisch wirkte. Als Betriebssystem verwendeten die meisten Workstations eine vom Hersteller modifizierte Variante des Betriebssystems Unix. Dieses stand unter PC-Anwendern im Ruf einer mysteriösen Geheimwissenschaft und steigerte die Faszination, die von Workstations ausging, nochmals erheblich.
In den 90er Jahren schwand der Unterschied zwischen PCs und Workstations zusehends. Auch beim PC wurde der Arbeitsspeicher immer größer, die Monitore ebenfalls, die Prozessoren legten an Geschwindigkeit zu und Windows wurde von der belächelten Gehhilfe für analphabetische Mausschubser zum ernsthaften Betriebssystem. Im gleichen Maße wurde Software, die bis dato alleinige Domäne von Workstations war, zunehmend auch für PCs veröffentlicht. Bald war der größte Unterschied zwischen PC und Workstation nur noch der Preis - und die Workstations wurden zu einer weiteren Computerkategorie, die zugunsten der billigen Personal Computer vom Markt verschwand.